Das Angebot der Arbeit im Home-Office scheint viele Vorteile zu besitzen. Der Weg zur Arbeitsstelle entfällt, man richtet sich die Pausenzeiten selbst ein und wenn die Kinder von der Schule nach Hause kommen, sind sie sich nicht selbst überlassen. Doch ganz so einfach ist das Arbeiten von Zuhause aus nicht. Wer sich für das Home-Office entscheidet, sollte die Vor- und Nachteile kennen.
Keine nervigen Kollegen, keine netten Kollegen
Die Arbeit im Home-Office ist eine Einzeltätigkeit. Das bedeutet, auf nervige Kollegen verzichten zu dürfen. Niemand stört einen beim Nachdenken, belästigt einen mit seinem Liebekummer oder halst einem Arbeiten auf, die er selbst nicht bewerkstelligt. Allerdings sollten Angestellte im Home-Office bedenken, dass auch niemand in Reichweite ist, wenn man sich mal selbst Frust von der Seele reden möchte. Die Kaffeepause muss man sich ebenfalls selbst gestalten. Kommt man mit der Arbeit mal nicht weiter, gibt es keinen, den man um Rat fragen kann. Nicht zuletzt kann das Alleinsein ziemlich anstrengend sein. Der Mensch ist ein soziales Wesen, das den Kontakt mit anderen Menschen braucht. Ob man für das Arbeiten im Home-Office geeignet ist, hängt hauptsächlich vom eigenen Charakter ab.
Keine festen Arbeitszeiten, keine feste Freizeit
Morgenmuffel können bei Bedarf bis in die Puppen ausschlafen und ihre Arbeitsphasen bis in die Nacht hinauszögern. Genauso ist es im Home-Office möglich, schon vor der Morgendämmerung mit dem Arbeiten zu beginnen und dafür frühzeitig in den Feierabend zu starten. Ob man sich tatsächlich an die Mittagspause hält, interessiert niemanden. Das klingt erst einmal gut. Doch sollte bedacht werden, dass jeder Mensch seine eigene Arbeitsmoral besitzt und den Geist und Körper auf seine Weise fordert. Was bei dem einen an einen Urlaub im Fünf-Sterne-Hotel erinnert, bedeutet beim anderen ein extremes Zerren an den Kräften. Denn manche Menschen rackern ohne Pause und sind stolz auf Geleistetes. Dabei merken sie nicht, dass sie sich übermäßig beanspruchen und ihrer Gesundheit schaden. Wer im Home-Office arbeiten möchte, muss in der Lage sein, sich einen geordneten Tagesplan aufzustellen und sich an seine eigenen Arbeitszeiten zu halten.
Kein Zwang zum Business-Outfit, Gefahr für den Schlabber-Look
Ist es nicht lästig, sich jeden Morgen zu fragen, welche Kleidung man tagsüber trägt? Ob die Stücke noch der neuesten Mode entsprechen, ob sie zusammenpassen und ob man sich über Stunden in ihnen wohlfühlt? Im Home-Office ist keine Kleiderordnung vorgeschrieben. Jeder trägt das, was ihm gefällt. Auf die Frisur und das Make-up achtet auch niemand. Das kann zwar richtig bequem sein und auch den Geldbeutel schonen. Es besteht aber die Gefahr, dass man sich mit der Zeit so weit gehen lässt, dass man für andere nicht mehr attraktiv erscheint. Grund genug, morgens in den Spiegel zu schauen und sich kritisch zu betrachten. Zeit für ein kleines Styling hat man im Home-Office schließlich genug.
Null Stress kann zum Stressfaktor werden
Selbständig oder freiberuflich Arbeitende im Home-Office kennen Tage, an denen keine Arbeitsaufträge eintrudeln. Dann bleibt nur, sich in Geduld zu üben. Man kann in aller Ruhe die Hausarbeiten erledigen, sich mit der besten Freundin verabreden oder endlich mal wieder Sport treiben. Zumindest theoretisch. Wer gerade keine Einkommensquellen hat, wird im Allgemeinen schnell unruhig und versucht, neue Möglichkeiten aufzutun. Insofern machen Phasen so ganz ohne Stress das Arbeiten im Home-Office durchaus stressig. Dauern diese Phasen länger an, besteht die Gefahr, diesen psychischen Druck ständig mit sich herum zu tragen, was den Blutdruck steigen lässt und das Herz-Kreislauf-System belastet. Wer sich für die Eigenständigkeit und die Arbeit von Zuhause aus entscheidet, muss in der Lage sein können, finanzielle Notlagen eine Weile lang auszuhalten und seinen Stress selbst zu reduzieren.
Alle Entscheidungen selbst treffen, für alles verantwortlich sein
Großartig, wenn man niemandem ständig Rechenschaft über das Geleistete ablegen muss, wenn keiner einem sagt, wann man was zu erledigen hat und wie man dabei vorgeht. Das Arbeiten im Home-Office bedeutet, dass man alle Entscheidungen selbst treffen darf. Dies aber auch muss. Viele Situationen stellen einen vor die Qual der Wahl. Um bei all den Tätigkeiten nicht ins Straucheln zu geraten, ist es wichtig, Prioritäten zu setzen und seine Arbeitsabläufe effektiv zu gestalten. Mit der Zeit entwickelt man viele Routinen, die das Arbeiten angenehmer machen. Anfangs muss man besonders diszipliniert sein, damit sich das Faulenzen nicht einschleift.
Eigenständiges Arbeiten motiviert, in Krisenzeiten eigene Motivation notwendig
Solange das Arbeiten im Home-Office Spaß macht, schafft man sein Pensum ohne Probleme. Man leistet freiwillige Mehrarbeit und freut sich über die Ergebnisse. Aber wehe, die Motivation lässt einmal nach. Dann steht kein Team bereit, das einen zum Mitziehen antreibt. Niemand baut einen auf. Neben positiven Phasen muss man auch Krisen allein überwinden. Hilfreich ist die Selbstdisziplin. Anstatt sich im eigenen Leid zu suhlen, macht es Sinn, sich kurzfristig vom Schreibtisch abzuwenden und abzuschalten. Körperliche Betätigung lädt die Akkus wieder auf und gibt einen Motivationsschub.
Bewunderung und Vorurteile lösen sich ab
Die Arbeit im Home-Office bringt einem von allen Seiten Wertungen ein. Häufig hört man: „Du hast es gut, den Luxus würde ich mir auch gern leisten.“ Was im ersten Moment nach Anerkennung klingt, ist im eigentlichen Sinne mit einem Vorurteil verbunden. Denn ein Luxus ist das Arbeiten im Home-Office nur teilweise, wie die vorherigen Absätze erkennen lassen. Wenn es darum geht, dass innerhalb der Familie oder im Freundeskreis Angelegenheiten zu erledigen sind, wird man gern eingespannt. Dann heißt es: „Mach du das mal. Du sitzt ja zu Hause und kannst dir deine Zeit einteilen.“ Wer in solchen Situationen schnell aus der Haut fährt oder sich provozieren lässt, riskiert Streitigkeiten.